ZIEL DER SITZUNG

Ziel dieser Sitzung ist es, den Betreuern Improvisationsfähigkeiten zu vermitteln, um Kunden mit Traurigkeit- und sozialen Ablehnungsproblemen zu helfen, ihre Emotionen zu erkennen, sie zu bewältigen und in eine positive Emotion umzuwandeln.

Am Ende der Sitzung wird jedes Mitglied dazu in der Lage sein:

  • Theatertechniken als Methodik zur Prävention emotionaler Gewalt anzuwenden
  • durch Improvisation eine sichere Zone für alle Subtypen von Opfern und Aggressoren in der Gruppe schaffen
  • die Geschichte und ihre Auswirkungen auf die Mitglieder der Gruppe zu analysieren und zu vertiefen, und zwar durch Drama-Konventionen

FALL-SZENARIO

Leonidas ist ein 42-jähriger Mann, bei dem 2001 paranoide Schizophrenie diagnostiziert wurde. Diese Diagnose wurde ihm in der psychiatrischen Klinik X gestellt, als er aufgrund einiger auditiver Halluzinationen freiwillig ins Krankenhaus eingeliefert wurde. Er hörte Stimmen, die ihn als «nutzlos», «Verlierer» und andere abfällige Bemerkungen kritisierten. Er hatte auch einige nervige Gedanken. Nach seinem Krankenhausaufenthalt entließ ihn sein Arbeitgeber aus dem Café, in dem er als Kellner arbeitete, mit der Begründung finanzieller Schwierigkeiten, die es ihm nicht erlaubten, viele Angestellte zu haben. Seitdem konnte er keine neue Stelle finden. Auf der Suche nach einer Arbeitsstelle wurde er sehr depressiv, weil er keine Arbeit finden konnte. Seine Mutter sagte ihm, dass es wertlos sei, eine Arbeit zu suchen, da eine Person mit einer psychischen Störung kaum für eine Arbeit akzeptiert werden könne. Schließlich akzeptierte er, was seine Mutter ihm sagte, und er blieb arbeitslos. Er lebt mit seinen Eltern in einem Haus in einem Vorort von Athen und besucht dreimal in der Woche eine Tagesstätte, wo er regelmäßig von einem Psychiater untersucht wird und an verschiedenen Gruppen teilnimmt, z.B. an einer Gruppe künstlerischer Aktivitäten, einer Poesiegruppe usw. Eines Tages, als er für die Poesiegruppe zur Tagesstätte ging, erzählte er laut ein Gedicht. Als sie aus der Schule kamen, fingen einige Oberschüler an, Kommentare abzugeben, wie z.B. «Du bist verrückt», «Wohin gehst du, alter Mann», «Du rauchst wie ein Schornstein» usw., und sie lachten laut auf. Leonidas lief weiter zu seinem Ziel und schenkte ihm keine Aufmerksamkeit. Er dachte, dass die Schülerinnen und Schüler dieses Verhalten hatten, weil sie Kinder waren und es ein großer Fehler war, allein zu reden. Er nahm an dem Treffen mit der Poesiegruppe teil, und als er eingeladen wurde, ein Gedicht vorzutragen, lehnte er höflich ab. Er ging weiter zu den Poesiegruppen und folgte einem anderen Weg. Er versuchte, seiner Gewohnheit, sich auf der Straße zu verengen, Einhalt zu gebieten. Nach drei Treffen hörte er auf, der Gruppe beizutreten, und sagte: «Er kann es nicht schaffen».

TRAINING SESSION

Der/die Trainer/in begrüßt die Teilnehmer/innen und informiert sie durch Erzählung über das Fallszenario (siehe oben). Nachdem er die Teilnehmer über das Fallszenario informiert hat, stellt der/die TrainerIn die Ziele der Sitzung vor, indem er/sie die Art der Aggression, die Emotionen und die Bewältigungsstrategien aufzeigt:

  • Art der Aggression: Soziale Stigmatisierung, verstärkt durch eine Episode verbaler Aggression
  • Emotionen: Traurigkeit, Scham
  • Bewältigung: Stressoren im Zusammenhang mit psychischer Krankheit/Sozialstigmatisierung und Selbststigmatisierung
  • Bewältigung:. Funktionelle Bewältigungsstrategien
  • Fragen und Antworten zum Nachdenken über/zur Arbeit während der Sitzung in Bezug auf die Situation des Fallszenarios:

1. Frage

An welchem Punkt des Szenarios stellen Sie fest, dass der Protagonist ein Opfer von Gewalt war? Auf welche Art von Gewalt bezieht sich das Szenario? 

1. Antwort

Der Punkt, an dem Leonidas Gewalt ausgesetzt war, war dort, wo die Kinder ihn mit verschiedenen Kommentaren beleidigten. Die verschiedenen abfälligen Kommentare, die er erhielt, können möglicherweise als verbale Gewalt angesehen werden. Auch in dem Szenario, in dem Leonidas’ Mutter ihm sagt, dass es für eine Person mit einer psychischen Störung schwierig ist, für einen Arbeitsplatz akzeptiert zu werden, kann dies möglicherweise als Diskriminierung angesehen werden. Dasselbe kann auch bei der Entscheidung seines Arbeitgebers auftreten, ihn nach seinem Krankenhausaufenthalt zu entlassen (für den Fall, dass sein Arbeitgeber dies wegen seines Krankenhausaufenthaltes tat und einfach finanzielle Probleme als Entschuldigung anführte).

2. Frage

Glauben Sie, dass die Gedanken, die Handlungen, die Gefühle und die Haltungen, die der Protagonist des Szenarios eingenommen hat, ihm geholfen haben, mit dieser Situation fertig zu werden? Gibt es alternative Ideen?

2. Antwort

Leonidas wurde bei dem Vorfall mit den Kindern nicht wütend. Im Szenario wird nicht berichtet, dass er bestimmte intensive Emotionen erlebt hat. Das Szenario vermittelt den Eindruck, dass er seine Emotionen «isoliert» hat. Er schien auch ihr Verhalten zu rationalisieren. Er akzeptierte die Situation, wie sie war. Die Rationalisierung des Verhaltens der Kinder kann dazu beitragen, ihn daran zu hindern, sich den Kindern gegenüber aggressiv zu verhalten, so dass er einem potenziellen Ärger aus dem Weg ging. Möglicherweise hat die Unterdrückung seiner Emotionen über das Ereignis (seine Gefühle wurden in der Gruppe in der Mitte des Tages nicht einmal ausgedrückt) dazu beigetragen, dass er aus der Dichtergruppe ausgeschieden ist.

3. Frage

Welche anderen Interventionen und Aktionen könnten dem Protagonisten weiterhelfen, mit diesem Vorfall und möglichen ähnlichen Vorfällen in der Zukunft umzugehen?

3. Antwort

Auf aggressives Verhalten nicht zu reagieren, könnte helfen, aber er könnte seine Gefühle gegenüber einer Gruppe oder einem psychiatrischen Tagesbetreuer zum Ausdruck bringen.

Dann gibt es eine Diskussion und die Teilnehmer bringen ihre Ideen zum Ausdruck. Am Ende dieses Teils sollten die Teilnehmer festgestellt haben, dass es sich um ein Fallszenario handelt:

  • Ausdruck von positiven und negativen Gefühlen.
  • Das Akzeptieren der eigenen Gefühle.
  • Die Entwicklung von Stärke durch das Setzen von Grenzen.

VORBEREITUNG

Diese Sitzung wird zwischen dem Ausbilder (Improvisationsprofi) und den Betreuern durchgeführt. Sie alle sollten bequeme Kleidung und Schuhe tragen.

  • Dauer: 90 Minuten.
  • Anzahl der Teilnehmer: 6-20.
  • Ort: Ein Raum, in dem es Platz zum Bewegen gibt.
  • Material: Musikdatei mit 5 verschiedenen Liedern zum Abspielen

VERFAHREN

Einführung

Dauer: 10 Minuten.

Beschreibung: Einführung in das Fallszenario, die Fragen und die Emotion.

Improvisationstraining

Übung 1: «Du, Danke!”

Zweck: Aktivierung eines Partnergefühls. Positives Akzeptieren eines Impulses und Weitergeben

Dauer: 5 Minuten.

Beschreibung: Die TN stehen in einem Kreis. Jemand zeigt mit der Hand auf eine andere Person und sagt: «Du!” Die angesprochene Person nickt und antwortet mit «Danke!». Diese Person ist an der Reihe und zeigt mit «Du!» auf die nächste Person. Es geht so weiter.

Übung 2: Rhythmus-Klatsch-Kreis

Zweck: Steigerung des Gruppenbewusstseins.

Wechsel des Fokus von MIR zu DIR.

Im Moment sein.

Dauer: 10 Minuten.

Beschreibung: Dies geschieht in mehreren Schritten. Der Moderator achtet immer darauf, dass der Rhythmus gleich bleibt. Die Teilnehmer stehen im Kreis.

  1. Der/die Trainer/kn klatscht seinen/ihren linken Nachbarn an und sagt ZIPP! Er/Sie gibt das ZIPP! auch mit Blickkontakt an den linken Nachbarn weiter . Und so weiter und so weiter. Der/Die Trainer/In sorgt dafür, dass der Rhythmus konstant bleibt. Er kann auch sehr langsam sein, solange die Teilnehmerinnen und Teilnehmer das ZIPP! im Rhythmus weitergeben. Nach und nach kann er dann das Tempo wieder erhöhen.
  2. Das ZIPP! kann nun an den Partner nach links oder rechts weitergegeben werden. Tun Sie dies für eine Weile.
  3. Jetzt wird das ZAPP! hinzugefügt. Die ZAPP! geht an alle anderen, aber nicht an die eigenen Nachbarn nach links oder rechts.

Der/Die Trainer/In kann das Tempo jederzeit reduzieren oder erhöhen: Hauptsache, das Klatschen bleibt im Rhythmus.

Übung 3: Tanzen in wechselnden Stimmungen

Zweck: Durch Musik wechselnde Stimmungen wahrnehmen.

Übertragung der gehörten Stimmung in die Körperlichkeit

Dauer: 15 Minuten.

Beschreibung:

Die Teilnehmer bewegen sich zur Musik und zum Tanz durch den Raum. Für diese Übung ist es besser, Musiken zu benutzen, die nicht so bekannt sind. Jeder kann für sich Bewegungen finden, die er durch den Körper ausdrücken möchte. Personen mit körperlichen Behinderungen können minimalistische Bewegungen verwenden.

Schnelle Musik wechselt mit langsamer Musik. Jedes Stück entspricht einer anderen Stimmung. Die Teilnehmer sollen erkennen, welche Emotion zu der jeweiligen Musik passt und sich entsprechend bewegen.

Nach zwei abwechselnden Musikstücken bittet der/Die Trainer/In um Feedback: «Wie war die Übung bisher?» – «Was war bisher einfach?» – «Was kann helfen, das Gefühl des Musikstücks durch Tanz zu erkennen/akzeptieren/ausdrücken?

  • Mögliche Wege zu helfen sind:
  • Schließen Sie Ihre Augen.
  • übertriebener körperlicher Ausdruck
  • Sperren ausschalten

Übung 4: Bruder Jakob in Emotionen

Zweck: Den Ausdruck verschiedener Emotionen spielerisch spüren

Dauer: 5 Minuten.

Beschreibung: Die Teilnehmenden stehen in einem Kreis. Gemeinsam singen sie das Lied «Bruder Jakob». Der/Die Trainer/In singt das Lied einmal, die Teilnehmer können schnell einstimmen. Zuerst wird das Lied gemeinsam gesungen..Dann setzt der/die TrainerIn am Ende des Refrains ein Gefühl ein, z.B. «Wut». Der nächste Refrain wird nun in genau dieser Emotion gesungen. Es wird empfohlen, dass sich negative und positive Gefühle abwechseln. Es ist zu beachten, dass der Ausdruck des Gefühls hier übertrieben sein kann. Die Emotion wird durch Stimme und Körperlichkeit ausgedrückt.

Der/DieTrainer/In konzentriert sich auf die übertriebene Darstellung. Dazwischen gibt er/sie die Anweisung: «Mehr Körpersprache» – «Lauter», um mögliche Hemmungen abzubauen.

Übung 5: Gromolo-Kreis

Zweck:. Entwicklung einer inhaltsfreien Sprache.

Physisch werden.

Ausdruck übertreiben

Dauer: 15 Minuten.

Beschreibung: «Gromolo» bezieht sich auf eine nicht existierende Fantasiesprache. Es ist nicht wichtig, beim Sprechen den Inhalt der eigenen Worte zu kennen, viel wichtiger ist es, durch die bewusste Ausscheidung von Inhalten einen Ausdruck im Körper zu finden, der dadurch viel größer erscheint. Im Gromolokreis stehen die Teilnehmer in einem Kreis. Der/Die Trainer/In erklärt die Bedeutung des Gromolos. Um es für jeden Teilnehmer verständlich zu machen, gibt er/sie die Anweisung, es selbst auszuprobieren. Jeder Teilnehmer kann nun ein paar Sätze in Gromolo für sich selbst sprechen. Es ist auch möglich, Nachahmungen anstelle Gromolo zu verwenden. Dann sagt die erste Person einen Satz auf Gromolo und unterstützt ihn mit vielen Gesten und körperlichem Ausdruck. Die nächste Person hat nun die Aufgabe, diesen Satz in die Originalsprache zu übersetzen und diesen Satz so zu interpretieren, als wäre er ein populäres Sprichwort, das es noch nicht gibt. Der Übersetzer kann die Gestik und Mimik des «Gromolosprechers» übernehmen und sich davon inspirieren lassen. Nach der Übersetzung ist die Person an der Reihe, einen weiteren Gromolosatz (oder Nachahmung) an die nächste Person weiterzugeben.

Der/DieTrainer/In konzentriert sich auf eine übertriebene Körpersprache.

Nach einem Durchlauf bittet der/dieTrainer/In um Feedback: «Was hilft mir, mehr Ausdruck in meinen Körper zu bringen? Die TeilnehmerInnen können dies diskutieren. Danach stellt er/sie eine weitere Runde des Gromolo-Kreises auf.

Übung 6: Gromolo-Party

Zweck: Erkennen von Emotionen in anderen.

Auseinandersetzung mit Emotionen mit Schwerpunkt auf Körperlichkeit (Wirkung auf andere) durch Eliminierung des Inhalts

Dauer: 20 Minuten.

Beschreibung:

Die Teilnehmenden stellen sich vor, sie seien auf einer Party. Voraussetzung ist, dass alle so miteinander reden, wie es auf Partys üblich ist, d.h. man tauscht ein paar Worte mit jemandem aus und geht dann zu einer anderen Person weiter. Manchmal können auch kleine Gruppen zusammenstehen und sich unterhalten. Nach der vorbereitenden Übung des «Gromolo-Kreises» wird den Teilnehmern nun mitgeteilt, dass sie nur über Gromolo sprechen dürfen. Nach und nach gibt der Ausbilder nun Gefühle in die Gruppe hinein. Dieses Gefühl wird nun von allen akzeptiert. Zwischendurch wird die Gruppe von Zeit zu Zeit angehalten, um Feedback von den Teilnehmern zu bekommen, z.B. wie fühle ich mich bei bestimmten Emotionen oder wie war die Kommunikation mit den anderen Personen.

Der/Die Trainer/In bittet die Gruppe nach einiger Zeit um Feedback:

  • «Wie fühlt es sich an, mit den anderen Personen zu kommunizieren?
  • «Ändert sich das gegebene Gefühl in Bezug auf den Inhalt unserer Kommunikation?»
  • «Was hat diese Erkenntnis für meine Kommunikation im wirklichen Leben verändert?

Übung 7. Feedback

Dauer: 10 Minuten

Beschreibung: Der/Die Trainer/In bittet um Einblicke in die aktuelle Einheit. Diese können auf dem Flipchart notiert und diskutiert werden.

Mögliche Fragen sind:

  • Welche Übungen waren für Sie hilfreich, um die zuvor gesammelten Ziele zu erreichen?
  • Welche Übungen helfen dem Protagonisten konkret in seiner Situation?
  • Welche Wünsche gibt es hinzuzufügen?