ZIEL DER SITZUNG

Der Protagonist ist ein Mann mittleren Alters mit Problemen der psychischen Gesundheit. Er ist sich seines Zustands bewusst und möchte herausfinden, welche Medikamente am besten geeignet sind, um sich besser zu fühlen. Er hat ein tolles Sozialleben, viele Freunde umgeben ihn und er ist in seinem Tagesablauf autonom. Einige Tage sind schwieriger für ihn, weil er keine Lust hat, aus dem Bett aufzustehen, und er verbringt die meiste Zeit damit, darauf zu liegen. Er erkennt auch, wie viel Hilfe ihm seine Mutter gibt; deshalb will er es ihr zurückzahlen, indem er einen «Interventionsplan» startet. Eines Tages geht er mit seiner Mutter in eine Kindertagesstätte. Während der Protagonist mit der Fachperson über den zu realisierenden «Interventionsplan» spricht, beschimpft ihn seine Mutter ständig, indem sie Dinge sagt wie «Du tust nichts» oder «Du rauchst den ganzen Tag» oder «Ich muss alles für dich tun». Folglich kann sein Mangel an Autonomie durch die kontrollierende Haltung der Mutter selbst provoziert worden sein. Deshalb glaubt der Protagonist an das, was sie sagt, und er fühlt sich minderwertig, impotent und unfähig, sehr unabhängig zu sein, besonders wenn er zu Hause ist, selbst wenn er sein Leben richtig führt. Seine Haltung zur Mutter wird ihm während der Genesung nicht helfen, und der Fachmann ist sich dessen bewusst. Der Mann ist entschlossen, sein Leben zu verbessern; es wird jedoch nicht funktionieren, wenn seine Mutter ihm immer wieder sagt, dass er ohne ihre Hilfe nichts tun kann. 

TRAININGSEINHEIT

Der Ausbilder begrüßt die Teilnehmer und informiert sie durch Erzählung über das Fallszenario (siehe oben). Nachdem er die Teilnehmer über das Fallszenario informiert hat, stellt der/die TrainerIn die Ziele der Sitzung vor, indem er/sie die Art der Aggression, die Emotionen und die Bewältigungsstrategien aufzeigt:

  • Art der Aggression:. Relationale Aggression – emotionale Gewalt
  • Emotionen: Schuld, Scham
  • Bewältigung: Stressoren im Zusammenhang mit psychischer Krankheit/Viktimisierung und Selbststigmatisierung
  • Bewältigung: Funktionelle Bewältigungsstrategien.

o Fragen und Antworten zum Nachdenken über/zur Arbeit während der Sitzung in Bezug auf die Situation des Fallszenarios:

1. Frage

An welchem Punkt des Szenarios stellen Sie fest, dass der Protagonist ein Opfer von Gewalt war? Auf welche Art von Gewalt bezieht sich das Szenario?

1. Antwort

Der Protagonist wird Opfer verbaler und psychischer Gewalt, als seine Mutter beginnt, ihn vor der Fachperson zu beleidigen, indem sie ihm sagt, dass er tagsüber nichts tut und dass sie die Einzige sei, die etwas tut.

.2. Frage

Glauben Sie, dass die Gedanken, die Handlungen, die Gefühle und die Haltungen, die der Protagonist des Szenarios eingenommen hat, ihm geholfen haben, mit dieser Situation fertig zu werden? Gibt es alternative Ideen?

2. Antwort

Der Protagonist begründete die Haltung seiner Mutter damit, dass er sie für richtig hält, da er sich völlig bewusst ist, dass die Depression ihn zwingt, im Bett zu bleiben. Er sollte jedoch seine Meinung ändern und anfangen zu glauben, dass er dazu in der Lage ist. Er ist in seiner täglichen Routine autonom; außerdem ist er derjenige, der beschlossen hat, den Aktionsplan in Angriff zu nehmen. All dies zeigt seine Unabhängigkeit in der Entscheidungsfindung und im Handeln.

3. Frage

Welche anderen Interventionen und Aktionen könnten dem Protagonisten weiter helfen, mit diesem Vorfall und möglichen ähnlichen Vorfällen in der Zukunft umzugehen?

3. Antwort

Die Fachkraft sollte gemeinsam mit der Mutter einen Weg zur Genesung vorschlagen, denn die Mutter muss ihren Sohn unterstützen und sie muss verstehen, dass er dazu in der Lage ist und dass er diese Situation ändern will.  Sie muss ihm mit motivierenden Worten helfen; der Aktionsplan würde sonst keine positiven Auswirkungen haben. Sie müssen zusammenarbeiten, und sie muss den Zustand ihres Sohnes akzeptieren.

Und auch:

  • Welches sind die Hauptprobleme, die in dem Fallszenario aufgedeckt werden?
  • Wie hängen die im obigen Fallszenario dargestellten Probleme mit bestimmten Emotionen zusammen?
  • Welches sind diese Emotionen?

Dann gibt es eine Diskussion und die Teilnehmer bringen ihre Ideen zum Ausdruck. Am Ende dieses Teils sollten die TeilnehmerInnen festgestellt haben, dass das Fallszenario folgende Themen behandelt: Beziehungsaggression, die zu Ausgrenzung und Ausgrenzung führt, und dass die Emotion, auf die sich diese Sitzung konzentriert, Wut ist.

VORBEREITUNG

Diese Sitzung wird zwischen dem Ausbilder (Improvisationsprofi) und den Betreuern durchgeführt. Sie alle sollten bequeme Kleidung und Schuhe tragen.

  • Dauer: 90 Minuten.
  • Anzahl der Teilnehmer: 6-20.
  • Ort: Ein Raum, in dem es Platz zum Bewegen gibt.

VERFAHREN

Einführung

Dauer: 10 Minuten.

Beschreibung: Einführung in das Fallszenario, die Fragen und die Emotion.

Improvisationstraining

Übung 1: «Du, Danke!”

Zweck: Aktivierung eines Partnergefühls. Positives Akzeptieren eines Impulses und Weitergeben

Dauer: 5 Minuten.

Beschreibung: Die TN stehen in einem Kreis. Jemand zeigt mit der Hand auf eine andere Person und sagt: «Du!” Die angesprochene Person nickt und antwortet mit «Danke!». Diese Person ist an der Reihe und zeigt mit «Du!» auf die nächste Person. Es geht so weiter.

Übung 2: Springen, Klatschen, Drehen

Zweck: Genaue Wahrnehmung des Partners. Gemeinsames Erfolgserlebnis durch Zusammenführen»meines» und «Ihres» Impulses.

Dauer: 10 Minuten.

Beschreibung: Die TN befinden sich im Raumflauf. Zwei Personen treffen sich und versuchen, auf einen gemeinsamen Impuls hin gleichzeitig auf der Stelle zu springen. Dasselbe geschieht nun mit einem anderen Partner, diesmal klatschen sie gleichzeitig in die Hände. Als dritte Variante versuchen die beiden Teilnehmer nun, gemeinsam auf der Stelle zu drehen. In einer anderen Variante gibt der Trainer keine Anweisungen, jetzt geht es darum, gemeinsam einen der drei Impulse zu erzeugen, entweder springen, klatschen oder sich drehen.

Übung 3: 1, 2, 3

Zweck: Sich gegenseitig wahrnehmen und unterstützen. Bewusstsein der Verantwortung für mich und den anderen.

Dauer: 15 Minuten.

Beschreibung: Zwei Teilnehmende stehen sich gegenüber. Zuerst zählen sie abwechselnd bis 3 zusammen, dann beginnt es wieder bei «1». In der nächsten Variante wird die Zahl «1» durch ein Klatschen ersetzt.

Hier werden die Teilnehmer feststellen, dass der gemeinsame Rhythmus durch mögliche «Fehler» gestört werden kann. Die Teilnehmer werden ermutigt, sich gegenseitig zu unterstützen. Wann immer eine Störung den gemeinsamen Rhythmus unterbricht, reduzieren beide das Tempo, um sich gegenseitig zu unterstützen, und bauen das Tempo langsam wieder auf. Wenn dies funktioniert, wird die Zahl «2» durch ein Springen auf der Stelle ersetzt, und später wird statt der «3» ein vorgegebener Klang artikuliert. Wichtig bei dieser Übung ist es, sich darauf zu konzentrieren, sich gegenseitig zu unterstützen, nicht darauf, «Fehler» zu vermeiden. -Verantwortungsbewusstsein für mich selbst und die andere Person.

Übung 4: «Ja, und…»

Zweck: Entscheidungen treffen und positive Bestätigung erfahren

Dauer: 15 Minuten.

Beschreibung: Beide Teilnehmer stehen sich gegenüber. Einer beginnt einen neutralen Satz, z.B. «Peter geht in einen Wald». Die andere Person nimmt diese Idee positiv auf und bestätigt mit «Ja, genau…», um diesem Satz einen weiteren Impuls hinzuzufügen, z.B. «…und da trifft er auf eine schlecht gelaunte Bergziege! Das Prinzip «Ja, genau!» wird nun vor jeden weiteren Satz gestellt. Jeder der beiden Teilnehmer sagt abwechselnd einen weiteren Satz. Auf diese Weise wird Satz für Satz eine gemeinsame Geschichte entwickelt.

Übung 5: Was kommt als Nächstes?

Zweck: Für die Person, die die Aktion steuert: Aus den Bedürfnissen der anderen Person lernen. Flexibles Umdenken, um eine Alternativlösung zu entwickeln, wenn die andere Person meine Entscheidung nicht teilt;

Für die Person, die akzeptiert oder ablehnt: genaue Wahrnehmung der eigenen Gefühle. Entscheidungen treffen, die ich aufgrund meiner eigenen Gefühle entweder akzeptieren oder ablehnen kann. Die positiven Folgen meiner eigenen Entscheidung erfahren – eine Ablehnung bedeutet nicht, dass die andere Person verärgert ist, sondern dass sie nach Alternativen sucht.

Die Dauer: 15 Minuten.

Beschreibung: Die beiden Teilnehmenden gehen gemeinsam durch einen Raum. Einer der beiden ist derjenige, der die Handlung für das Erleben einer gemeinsamen Geschichte vorgibt, z.B. «Lasst uns in einen Dschungel gehen! Die andere Person übernimmt den Teil desjenigen, der diese Entscheidung akzeptieren (durch ein enthusiastisches «Oh ja!») oder ablehnen kann (in diesem Fall wird ein «Nein» vermieden, ein freundliches «Nub!» hat eine viel positivere Wirkung). Wenn auf eine Idee mit «Nub!» reagiert wird, sollte die erste Person schnell eine andere Idee finden, die der anderen Person besser gefällt. Dies geschieht Angebot für Angebot (die Aktion kann von beiden pantomimisch ausgeführt werden), und der Entscheidungsträger kann jeden weiteren Handlungsstrang mit «Was kommt als Nächstes?» einführen.

Übung 6: Der glückliche Tag

Zweck: Erleben von positiven Ereignissen. Wertschätzung und Engagement erleben, Persönliche Wünsche verwirklichen, das eigene Selbstvertrauen stärken.

Dauer: 20 Minuten.

Beschreibung: Eine Teilnehmerin/ein Teilnehmer wird zu bestimmten Routinen ihres/seines Alltags befragt, z.B. berufliche Aufgaben, private Hobbys, Wünsche oder Sehnsüchte für die Zukunft. Nach und nach wird ein fiktiver Tag im Leben dieser Person geschaffen, indem dieser Tag auf der Bühne präsentiert wird. Die betreffende Person erlebt sich selbst in ihrer eigenen Umgebung, z.B. im Wohnzimmer, und nach und nach kommen weitere Akteure hinzu und ergänzen diese Situation mit Angeboten, die der Person Freude machen sollen. Wünsche, Sehnsüchte und positive Erfahrungen werden auf spielerische Art und Weise verwirklicht.

SCHLUSSFOLGERUNG

Dauer: 5 Minuten.

Beschreibung: Am Ende der Sitzung stellt der/die Trainer/in Fragen, die zum Nachdenken anregen, nämlich «Wie denken Sie, dass die obige Sitzung mit der Emotion, mit der wir es zu tun haben, zusammenhängt?», «Was fanden Sie hilfreich?“ Dann wird er/sie die Teilnehmenden auffordern, herauszufinden, was ihre Aufmerksamkeit gestreichelt hat, was sie erlernt haben und was sie als Bezugspunkt von all dem oben genannten Verfahren behalten wollen, sowie Fragen zu stellen, die sich auf die oben genannten Übungen beziehen. Übung 12 kann ein nützliches Werkzeug für den Abschluss dieser speziellen Sitzung sein.